Eines vorab: der Winter in Sydney ist nicht mit dem Winter in Deutschland (oder Zentraleuropa) vergleichbar. Tagsüber war das Kälteste bisher 12°C und das Wärmste 23°C. Hinzu kommt, dass es dann besonders kalt ist, wenn keine Wolken am Himmel stehen. 12 bis 16°C bei Sonnenschein fühlen sich daher oft wärmer an, als man erwartet.
Nachts ist es zwischen 5°C und 8°C kalt (zumindest in Oatley) – also absolut im Rahmen und um einiges wärmer als in Deutschland.

Der große Unterschied zeigt sich aber innerhalb Häusern/Wohnungen. Viele australische Häuser sind überhaupt nicht isoliert und wenn man Pech hat, dann klaffen große Lücken zwischen Fensterglas und -rahmen, oder es pfeift der Wind unter Türen durch. Und während Klimaanlagen (“Air Conditioner” = AC) fast schon überall Standard sind (ich würde jedenfalls keine Wohnung oder kein Haus ohne AC mieten), gibt es so etwas wie eine Zentralheizung nicht.
Was macht man also, wenn es draußen einstellige Temperaturen hat und man sich trotzdem zu Hause aufhalten möchte?
- Warm anziehen
- Heizdecken kaufen, damit es beim Schlafen nicht zu kalt wird
- Trotzdem heizen

Wir haben uns, vor allem weil der Nachwuchs gerne in seinem Zimmer auf dem Boden spielt, für die dritte Lösung entschieden und drei Ölheizungen gekauft. Die meisten AC sollten heizen können, aber ich mag es nicht sehr, wenn ich mit warmer Luft angepustet werde und zudem empfinde diese Geräte als zu laut. Ölheizungen haben einen “Tauchsieder”, der Öl im unteren Bereich eines Heizkörpers erwärmt. Das warme Öl fließt automatisch nach oben und verdrängt das kalte Öl nach unten. Somit hat man eine absolut geräuschlose Heizung, die sich überall aufstellen lässt (auf Rollen kann man sogar bequem den Raum wechseln), mit Thermostat stufenlos einstellbar ist und die auch dann noch eine Zeit lang wärmt, wenn der “Tauchsieder” sich abgeschaltet hat. Der einzige Nachteil ist, dass diese Geräte relativ lange brauchen, bis der Raum erwärmt ist. Per Zeitschaltuhr kann man dem entgegenwirken, aber wenn wir es spontan warm haben möchten verwenden wir immer noch die AC dafür.

Ingesamt haben wir uns drei Heizungen angeschafft: eine große De’Longhi mit 2400 Watt für das Wohnzimmer, eine kleine De’Longhi mit 1500 Watt für den Nachwuchs und noch eine (billige von ALDI) ebenfalls mit 1500 Watt für das Gäste-/Arbeitszimmer. Im Schlafzimmer haben wir keine Heizung – im Winter legen wir unsere Sommerdecke oben auf die Winterdecke und packen noch zwei Wärmflaschen ein (die Füße sollen es ja auch warm haben).
Insgesamt ist unser Haus relativ gut isoliert. Bei uns pfeift nirgendwo der Wind rein und auch die (einfach verglasten) Fenster sind relativ dicht. Im Wohnzimmer liegt in der Leseecke ein dicker, flauschiger Teppich und im Kinderzimmer haben wir ebenfalls einen großen Teppich hingelegt. Der Boden hat nämlich ziemlich genau Außentemperatur.
Tagsüber haben die Zimmer, die wir heizen, mindestens 21°C und beim Nachwuchs wird es nachts nie weniger als 16°C kalt (da er sich manchmal beim Schlafen die Decke wegstrampelt). Wir sind also sehr zufrieden und müssen nur beim Aufstehen kurz frieren (im Bad sind übrigens Wärmelampen verbaut, die mich immer an die Lampen für Küken in einem Bauernhof erinnern).

Das Ganze hat jedoch seinen Preis: $6.46 pro Tag (ca. 4,10€) – also ca. $194 (oder 123€) im Monat. Ich habe noch nie in meinem Leben pro Tag 25kWh verbraucht (wobei unser Heißwasser auch elektrisch erzeugt wird) und war über die erste Stromrechnung schon etwas erschrocken. Das Gute ist jedoch, das es vermutlich maximal vier Monate sind, an denen wir so viel heizen müssen. im Frühling und Herbst ist es sehr angenehm und die AC im Sommer verbraucht nicht so viel Strom. In der Wohnung in Lewisham hatten wir nur $90/Monat für Strom (ohne Heißwasser) bezahlt.
Über das Heißwasser und kreative australische Erfindungen werde ich ein anderes Mal berichten.
Nachtrag: die zweite Rechnung (über 91 Tage) war ein noch größerer Schock. ich glaube wir haben es mit der Zeitschaltuhr an den Heizungen etwas übertrieben. Es war zwar ein richtig kalter Winter, aber über 41 kWh pro Tag ist echt zu viel…
