The Sound of Sydney

Für mich ist dieses kurze Video, das ich heute morgen in Oatley aufgenommen habe, typisch für die Geräusche in Sydney.

Vielleicht fehlt noch ein krächzender Kakadu oder Flughund, aber so ungefähr passt es.

Überraschend Anders

Wir sind in Australien, ein landschaftlich exotisches, aber doch kulturell westlich orientiertes Land. Der britische Einfluss ist vielerorts deutlich erkennbar, beispielsweise gibt es hier im Kindergarten Zwischenmahlzeiten namens „morning tea“ und „afternoon tea“.

Die Idee, ausgerechnet nach Australien zu gehen, schwirrt schon seit einigen Jahren durch unsere Köpfe, und entsprechend haben wir uns viele Gedanken gemacht, viel geforscht und uns über alle möglichen Kanäle informiert. Aber die Realität bietet dann doch noch einige Überraschungen. Und oft sind es die alltäglichen Kleinigkeiten, über die man dann doch stolpert:

1. Preise

Wir WUSSTEN, dass das Leben in Australien, und speziell Sydney, teuer ist. Wir wurden von Bekannten und Blogs davor gewarnt (Lauren von Sydney Moving Guide hat korrekt vorausgesagt, dass sie noch keinen Expat getroffen hat, der das Budget für die Wochenmiete nicht um 100$ erhöhen musste – das traf für unsere erste Wohnung auch zu). Wir haben 2015 schon die Erfahrung gemacht, dass Lebensmittel und Mietpreise sehr teuer sind, aber jetzt kommen noch einige zusätzliche Kosten dazu. Der Kindergarten ist so teuer wie die Miete (wenn man nur auf einem Arbeitsvisum hier ist), Grundgebühren für Internet, Strom und Wasser sind astronomisch. Nur beim Auto sind wir unter unserem Budget geblieben, was aber mit Versicherung, Rego (dem Tüv-Äquivalent) und Steuern wieder ausgeglichen wurde. Wir waren gewarnt und trotzdem geschockt.

2. Verpackungen

Dinge, die man erst merkt, wenn man sie nicht mehr hat: frustfreie und/oder wiederverschließbare Verpackungen. Ich wusste nicht, dass in Deutschland das Verpackungsdesign so fortschrittlich ist. Hier gibt es vor allem bei Lebensmittelverpackungen (aber auch vielen anderen) kaum welche, die ohne Schere sicher geöffnet oder anschließend wiederverschlossen werden können. Mir ist in den 5 Monaten schon mehr als eine Nudelpackung komplett verstreut auf dem Boden gelandet und Lebensmittel in Tüten, wie Haferflocken, oder Wurst/Käseverpackungen müssen wir eigentlich immer umfüllen, da sie sonst schlecht werden. Auf unserer nächsten Rückreise von Deutschland werden wir die Koffer mit Lock&Lock o.ä. dichten Dosen füllen.

3. Salz

Nach Juniors Geburt musste ich darauf achten, sehr salzarm zu essen, was wir auch weiter beibehalten haben. Ein Glück, dass sich das inzwischen erledigt hat und ich darauf nicht mehr achten MUSS, denn die Aussies essen offenbar gerne ordentlich Gesalzenes. Vielleicht liegt es an den Temperaturen, die die Menschen viel schwitzen lassen, und sie so mehr Elektrolyte aufnehmen müssen? 

4. Drahtlos

Hier geht alles drahtlos. Von der Kreditkarte, die nur auf das Lesegerät aufgelegt wird, über die Fahrkarte für öffentliche Verkehrsmittel, bis zur Schlüsselkarte für die Haustür, alles wird drahtlos erledigt. Das ist einerseits super praktisch und schnell, andererseits natürlich auch etwas anfälliger für Datendiebstahl. Und etwas nervig ist es auch, wenn die verschiedenen Karten am Lesegerät einander stören. Aber in der Regel habe ich hier nur einen Mini-Geldbeute dabei, nicht dicker als mein Handy, mit dem ich alles erledigen kann, was der Alltag so bereit hält.

5. Traglinge

Gerade in der Innenstadt haben fast nur Touristen richtige Kinderwagen dabei. Im Gewusel, vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln, ist das einfach unpraktisch. Aber auch außerhalb werden Kinder hier viel häufiger getragen als in Deutschland. Klar gab es auch in Düsseldorf viele Tragemamas, aber ein Großteil der Babys wurde doch im Kinderwagen durch die Gegend geschoben. Hier ist der Anteil an Traglingen gefühlt bei ca 3/4. Allerdings habe ich nur wenige Tragetücher gesehen, die meisten Kinder werden in Full-Buckles getragen (also Tragen mit Schnallen, zB wie unsere Manduca) und auch fast nur vorne, daher auch nur wirklich kleine Kinder. Die allerdings oft auch mit dem Gesicht nach vorne. Außerdem ist hier der Baby Björn noch ziemlich verbreitet, welcher wegen der ungünstigen Beinhaltung und der schlechten Rückenstützung unter Trage-Experten eher verpönt ist.

6. Wetter

Wir WUSSTEN, dass es hier viel mehr Sonne gibt als im grauen Düsseldorf (und auch mehr als im schönen Schwarzwald) aber dass der Himmel SO blau ist und die Sonne fast immer scheint, ist doch eine neue Erfahrung für uns. Das hat auch Nachteile: man muss sich fast immer mit Sonnencreme einschmieren, und Staub bleibt lange in der Luft hängen, weil er nicht mit dem Regen runter kommt. Aber dass man im Grunde dauernd Sonne tankt, bleibt nicht ohne Konsequenzen: ein einfaches Wochenende fühlt sich richtig nach Urlaub an, ich bin oft richtig sonnensatt und fühle geradezu wie sich die Stimmung aufhellt. Vor der “Volkskrankheit Vitamin-D-Mangel sind wir jedenfalls zuverlässig geschützt. Natürlich bin ich mit dem Zwerg auch viel unterwegs, aber so viel geballte Sonne ist schon was ganz besonderes. Sie führt auch zu unglaublichen Farbspielen am Abendhimmel. Sonnenuntergänge haben hier eine andere, sehr romantische und intensive Qualität.

Soweit die Liste aus den Anfängen und den ersten fünf Monaten. Vielleicht kommen im Laufe der Zeit noch weitere Punkte dazu. An andere haben wir uns eigentlich schon (fast) gewöhnt. Aber ein bisschen Abenteuer und Exotik ist auch bei einer gründlichen Vorbereitung immer noch dabei 🙂