Eigenarten im Straßenverkehr

Auch in Australien gibt es eine „Punktekartei“, in der Fehlverhalten im Straßenverkehr festgehalten wird. Im Gegensatz zu Deutschland haben hier die Staaten (bzw. Territorien) viel mehr Bedeutung und daher ist Verkehrsrecht ein „Länderrecht“ und kein Bundesrecht. So kann man in Victoria 11 Punkte, in Western Australia, South Australia und Qeensland 12 und in New South Wales (NSW) sogar 13 Punkte ansammeln, bis man den Führerschein abgeben muss. Je nach Ort werden Verstöße auch unterschiedlich behandelt. Aber keine Sorge: die Punkte folgen einem bis nach Hause falls man sich in einem anderen Staat nicht an die Verkehrsegeln hält. Übrigens gibt es auch Verkehrsregeln, die nur in bestimmten Staaten gelten und anderswo nicht. Man darf jedoch mit dem Führerschein jedes Staates/Territoriums in ganz Australien fahren und muss den Führerschein erst dann auf einen „lokalen“ übertragen, wenn man mehr als drei Monate am Stück im „neuen“ Staat/Territorium wohnt.

„Werbung“ auf Facebook vom Land NSW, die auf die doppelte Punktzahl hinweist

Etwas amüsiert hat mich zweierlei:

  1. Zu bestimmten Zeiten im Jahr, meistens an langen Wochenenden oder sonstigen Feiertagen gibt es für bestimmt Vergehen (zu schnelles Fahren, Fahren, Telefonieren/sonstige Benutzung von Mobiltelefonen am Steuer usw.) die „doppelte Punktzahl“.
  2. Das Land NSW verbreitet diese Information unter anderem mittels Facebook-Werbung

Auch außerhalb dieser Zeiten sollte man sich dringend an die Verkehrsregeln halten, denn sobald man nicht mehr zu Fuß unterwegs ist, sind bei einem Verstoß in NSW mindestens $112 fällig (z.B. wenn man den Motor laufen lässt und das Auto verlässt). Selbst Kleinigkeiten wie bei „Gelb“ über eine Ampel fahren kostet schon drei Punkte und $448. Wer rast und mehr als 30km/h zu schnell fährt, der ist neben $884 auch für mindestens drei Monate seinen Führerschein los.

Zudem sollte ein Autofahrer immer wissen, an welchem Tag Kinder zu Schule gehen und zu welchen Zeitpunkt die „School Zones“ gelten. Wenn Schüler auf den Weg in die Schule sind, oder sich auf den Heimweg machen, dann gilt ein besonderes Tempolimit von 40 km/h (wenn normalerweise bis zu 80km/h gilt) oder 60 km/h (wenn es sonst über 80km/h  gilt).

School Zones werden immer vorher angekündigt und die Luxusversionen eines solchen Straßenschildes haben blinkenden Lampen, die darauf hinweisen, dass die School Zone derzeit aktiv ist.

Eine aktive „School Zone“

Man sollte sich unbedingt an diese Geschwindigkeitsbegrenzung halten, denn innerhalb der Zone sind automatisch die doppelte Punkte fällig.

Winter in Sydney: draußen ok, innen eisig

Eines vorab: der Winter in Sydney ist nicht mit dem Winter in Deutschland (oder Zentraleuropa) vergleichbar. Tagsüber war das Kälteste bisher 12°C und das Wärmste 23°C. Hinzu kommt, dass es dann besonders kalt ist, wenn keine Wolken am Himmel stehen. 12 bis 16°C bei Sonnenschein fühlen sich daher oft wärmer an, als man erwartet.
Nachts ist es zwischen 5°C und 8°C kalt (zumindest in Oatley) – also absolut im Rahmen und um einiges wärmer als in Deutschland.

Eine Juli-Woche in Oatley

Der große Unterschied zeigt sich aber innerhalb Häusern/Wohnungen. Viele australische Häuser sind überhaupt nicht isoliert und wenn man Pech hat, dann klaffen große Lücken zwischen Fensterglas und -rahmen, oder es pfeift der Wind unter Türen durch. Und während Klimaanlagen (“Air Conditioner” = AC) fast schon überall Standard sind (ich würde jedenfalls keine Wohnung oder kein Haus ohne AC mieten), gibt es so etwas wie eine Zentralheizung nicht.

Was macht man also, wenn es draußen einstellige Temperaturen hat und man sich trotzdem zu Hause aufhalten möchte?

  1. Warm anziehen
  2. Heizdecken kaufen, damit es beim Schlafen nicht zu kalt wird
  3. Trotzdem heizen
Ein typischer Wintertag im Süden von Sydney

Wir haben uns, vor allem weil der Nachwuchs gerne in seinem Zimmer auf dem Boden spielt, für die dritte Lösung entschieden und drei Ölheizungen gekauft. Die meisten AC sollten heizen können, aber ich mag es nicht sehr, wenn ich mit warmer Luft angepustet werde und zudem empfinde diese Geräte als zu laut. Ölheizungen haben einen “Tauchsieder”, der Öl im unteren Bereich eines Heizkörpers erwärmt. Das warme Öl fließt automatisch nach oben und verdrängt das kalte Öl nach unten. Somit hat man eine absolut geräuschlose Heizung, die sich überall aufstellen lässt (auf Rollen kann man sogar bequem den Raum wechseln), mit Thermostat stufenlos einstellbar ist und die auch dann noch eine Zeit lang wärmt, wenn der “Tauchsieder” sich abgeschaltet hat. Der einzige Nachteil ist, dass diese Geräte relativ lange brauchen, bis der Raum erwärmt ist. Per Zeitschaltuhr kann man dem entgegenwirken, aber wenn wir es spontan warm haben möchten verwenden wir immer noch die AC dafür.

Unsere stärkste Heizung mit 2400 Watt

Ingesamt haben wir uns drei Heizungen angeschafft: eine große De’Longhi mit 2400 Watt für das Wohnzimmer, eine kleine De’Longhi mit 1500 Watt für den Nachwuchs und noch eine (billige von ALDI) ebenfalls mit 1500 Watt für das Gäste-/Arbeitszimmer. Im Schlafzimmer haben wir keine Heizung – im Winter legen wir unsere Sommerdecke oben auf die Winterdecke und packen noch zwei Wärmflaschen ein (die Füße sollen es ja auch warm haben).

Insgesamt ist unser Haus relativ gut isoliert. Bei uns pfeift nirgendwo der Wind rein und auch die (einfach verglasten) Fenster sind relativ dicht. Im Wohnzimmer liegt in der Leseecke ein dicker, flauschiger Teppich und im Kinderzimmer haben wir ebenfalls einen großen Teppich hingelegt. Der Boden hat nämlich ziemlich genau Außentemperatur.

Tagsüber haben die Zimmer, die wir heizen, mindestens 21°C und beim Nachwuchs wird es nachts nie weniger als 16°C kalt (da er sich manchmal beim Schlafen die Decke wegstrampelt). Wir sind also sehr zufrieden und müssen nur beim Aufstehen kurz frieren (im Bad sind übrigens Wärmelampen verbaut, die mich immer an die Lampen für Küken in einem Bauernhof erinnern).

Stromrechnung im Winter über 65 Tage

Das Ganze hat jedoch seinen Preis: $6.46 pro Tag (ca. 4,10€) – also ca. $194 (oder 123€) im Monat. Ich habe noch nie in meinem Leben pro Tag 25kWh verbraucht (wobei unser Heißwasser auch elektrisch erzeugt wird) und war über die erste Stromrechnung schon etwas erschrocken. Das Gute ist jedoch, das es vermutlich maximal vier Monate sind, an denen wir so viel heizen müssen. im Frühling und Herbst ist es sehr angenehm und die AC im Sommer verbraucht nicht so viel Strom. In der Wohnung in Lewisham hatten wir nur $90/Monat für Strom (ohne Heißwasser) bezahlt.

Über das Heißwasser und kreative australische Erfindungen werde ich ein anderes Mal berichten.

Nachtrag: die zweite Rechnung (über 91 Tage) war ein noch größerer Schock. ich glaube wir haben es mit der Zeitschaltuhr an den Heizungen etwas übertrieben. Es war zwar ein richtig kalter Winter, aber über 41 kWh pro Tag ist echt zu viel…