Mehrwertsteuer Down Under

Was fällt auf, wenn man sich diesen Kassenbon von Coles genauer ansieht?

Ganz klar: $7 für einen großen Delikatessen-Salat zum Mitnehmen ist viel zu teuer. Und die Erdnussbutter ist im Angebot: nur $4 pro Glas – da heißt es zuschlagen!

Nein, was ich euch eigentlich zeigen möchte ist in der letzten Zeile zu finden: hinter dem Satz “GST included in total: $0.18” verbirgt sich die Tatsache, dass ich für einem Einkauf von fast 30 australischen Dollar nur 18 Cent Mehrwertsteuer bezahlt habe. Ein rechnerischer Mehrwertsteuersatz von 0,6% – was ist denn hier los? Ist Australien der Traum eines jeden Libertären?

Nein, auch in Australien gibt es die Mehrwertsteuer, die hier “Goods and Services Tax” (GST) heißt; ihr Steuersatz beträgt 10%. Allerdings sind hier eine sehr große Menge an Produkten und Dienstleistungen komplett Mehrwertsteuer-frei, u.a.:

  • Nahrungsmittel
  • Bildung und Weiterbildung inkl. Material und Schulausflüge
  • Medizin und medizinische Versorgung
  • Kindergärten
  • Reliöse Dienste und Spenden
  • Seniorenheime inkl Versorgung und Verpflegung
  • Wasser und Abwasser
  • Autos, sofern sie von Behinderten gekauft werden
  • internationaler Versand
  • Ackerland
  • Wertvolle Mineralien

Das ist sehr bürgerfreundlich und kommt besonders den unteren Einkommensschichten entgegen.

In meinem Beispiel oben habe ich nur für “Wet Wipes” (Feuchttücher zum Wickeln) Mehrwersteuer bezahlt: $1.82 + $0.18 (10%) = $2.00. Hier werden die Preise (zum Glück!) als Bruttopreise deklariert und man weiß direkt, was man zahlen muss – im Gegensatz zu den USA.

So kann es passieren, dass man vom Lebensmitteleinkauf kommt und sein verdientes Geld zu 100% für Produkte ausgegeben hat. Trotzdem kann der australische Staat seinen Aufgaben nachkommen: die Menschen leben hier glücklich, sicher und gut versorgt, die Infrastruktur ist in einem guten Zustand, es gibt Spielplätze und Krankenhäuser. Vielleicht sollten sich die Europäer mal zeigen lassen, wie das geht. 😉

Muskelgedächtnis und Fremdsprachen

Haben Muskeln ein Gedächtnis? Nun, nicht im biologischen Sinne. Aber bestimmt kennt jeder die Situation, dass die Finger noch genau wissen, wie sich sich bewegen müssen, wenn man mal Klavierspielen gelernt hatte und nach Jahren der Abwesenheit wieder eine Tastatur anfasst. Oder, dass die Beine beim Rad fahren oder Skaten noch wissen, was sie tun müssen.

Bei Zunge und Kiefer ist es genau so. Die ersten Tage in Australien waren relativ anstrengend, weil ich nach Feierabend das Gefühl hatte, dass diese Körperteile sich zwar an “erinnern”, wie sich sich bei der Aussprache bewegen müssen, aber sie noch nicht an diese Abläufe gewöhnt waren. Dieses Gefühl verging aber schnell und statt dessen war die nächste Schwierigkeit, dass ich oft bewusst nachdenken musste wie ich etwas sagen soll, bevor ich wirklich angefangen habe zu sprechen.

Dieser Zustand hat relativ lange angehalten und heute (nach sechs Monaten im Land) spreche ich einfach drauf los und formuliere “in Echtzeit” meine Gedanken. Das klappt zwar auch nicht immer, aber es hilft enorm, dass ich 7,6 Stunden pro Tag mit meinen Kollegen auf Englisch kommuniziere.

Gleichzeitig ändert sich auch meine Art zu kommunizieren. Ich verwende weniger lange Sätze und schreibe viel Adjektiv-betonter als im Deutschen.

Wenn mir noch mehr auffällt werde ich diesen Beitrag aktualisieren.

Warum man in Sydney Schlangenlinien fährt

Vor allem am Wochenende fahre ich (und das komplett nüchtern!) oft Schlangenlinien und wechsle von der rechten auf die linke Spur und wieder zurück.

Warum?

Nun, in Australien fährt man auf der linken Seite und entsprechend kann man problemlos links abbiegen. Wenn man allerdings rechts abbiegen möchte, muss man dazu den Gegenverkehr kreuzen und (je nach Verkehrslage) warten, bis kein Gegenverkehr mehr kommt oder es eine entsprechend große Lücke gibt.

Die großen Straßen in Sydney sind mindestens zweispurig und daher kann man dann einfach von der rechten Spur auf die linke wechseln, wenn man vor sich ein Auto sieht, dessen Fahrer rechts abbiegen möchte und auf eine Lücke im Gegenverkehr wartet.

Das Problem entsteht nun, dass an den Wochenenden (oder außerhalb der “Rush Hour” – hier “Peak” genannt) oftmals die linke Spur zum Parken freigegeben ist. Im Kreuzungsbereich ist das Parken verboten, so dass man es hier einerseits oft mit Rechtsabbiegern zu tun hat (nur wenige Kreuzungen haben eine eigene Abbiege-Spur) und andererseits die Chance hat auf der linken Spur an besagten Abbieger vorbeizufahren, bevor die ersten geparkten Autos auf der linken Spur den Weg blockieren.

Man gewöhnt sich aber relativ schnell daran und Spurwechsel sind selten ein Problem – so lange man frühzeitig genug blinkt, wird einem Platz gemacht.

Wer diesen Text nicht verstanden hat: ich hab das ganze mal mit einem Screenshot aus dem legendären Computerspiel “Grand Theft Auto” (dem ersten Teil aus dem Jahr 1997) skizziert.

Bläulich markiert sind die parkenden Autos auf der jeweils linken Spur. Der Fahrer des grünen Autos auf der rechten Spur möchte rechts abbiegen, muss aber erst das braune Auto vorbei lassen. Das rote Auto fahre in diesem Fall ich.